Turnen in Golling seit 1868

Wie sich im Zuge der Vorbereitungen des 100-Jahr-Jubiläums des Turnverein Golling herausgestellt hat, geht die Turntradition in Golling bereits auf das Jahr 1868 zurück. In der Deutschen Turnzeitung vom 12. Juni 1868 findet sich die Standesmeldung des Turnverein Golling an der Salzach. Als Gründungsdatum wird der 26. April 1868 angeführt. Im selben Jahr erfolgte die Aufnahme in den Gauverband anlässlich des 6. Turntages gemeinsam mit dem TV Bad Ischl. Um diese Gründung zeitlich einordnen zu können: Die Revolution von 1848 hat nur 20 Jahre vorher stattgefunden und der Anschluss Gollings an das Eisenbahnnetz erfolgte erst 7 Jahre später. Die Gründung der Feuerwehr erfolgte 10 Jahre später.

Im Jänner 1910 erfolgte die Wiedergründung des Turnvereines im Hotel „Zur alten Post“. Der erste Obmann war Bezirksrichter Jelinek, im Turnrat vertreten die Lehrer Schweiger und Lösch, Postmeister Auer sowie Kanzleidiener Pribyl. Die Ausrichtung des Turnvereines entsprach selbstverständlich dem Charakter aller Turnvereine dieser Zeit und war über das Turnen hinaus vom „völkischen Geist“ beseelt. Bald schon wurde eine eigene Bibliothek errichtet und der Bau des ersten Freibades in Golling ist ebenso auf die Initiative und Mitwirkung des Gollinger Turnvereines zurückzuführen. Geturnt wurde damals auf dem Turnplatz in Torren sowie in der Volksschule.

Nach dem ersten Weltkrieg trat der damalige „Deutschvölkische Turnverein Golling“ dem Turngau Salzburg des Deutschen Turnerbundes bei. Die in den Jahren 1919 bis 1923 in der Standesmeldung immer wieder angeführten Namen des Turnrates sind: Franz Moldan, Lorenz Hasenbichler, Franz Fuhrmann, Karl Perwein, Johann Altmann, Josef Suppin, Max Huber, Hans Messner, Dr. Theodor Gugl, August Obersteiner, Viktor Zermin, Georg Haberlander, Ludwig Almasi, Josef Birk, Josef Schartner, Franz Weiss, August Parger und Matthäus Thammberger.
Es handelte sich schon damals um keinen reinen Männerturnverein.  Bereits in der Standesmeldung von 1911 sind 7 Turnerinnen erwähnt, ab 1925 sind es 17. Zusätzlich zu den Turnstunden wurden im Jahresschnitt auch rund 50 Vorträge abgehalten.

1922 fand in Golling sogar ein landesweites Turnfest statt. Dazu erging die Anordnung, seitens der Turnvereinsführung auf eine straffe und stramme Durchführung aller Übungen zu achten um der Bevölkerung einen guten Eindruck zu vermitteln. Als Adjustierungsvorschrift wurde lange weiße Hose, weißes Leiberl und schwarzer Gürtel oder Schärpe angeordnet.

Im Jahr 1923 wurde dann unsere Fahne unter dem damaligen Obmann Franz Moldan angeschafft und geweiht, Fahnenmutter war Maria Moldan, dies im Rahmen der Eröffnungsfeierlichkeiten der Errichtung des Turnerdenkmales am Paß Lueg. Auch an dieser Errichtung haben sich die Gollinger Turner maßgeblich eingebracht und mitgearbeitet.

Der Gollinger Turnverein war in den Zwanziger- und Dreißigerjahren höchst aktiv auch auf auswärtigen Turnfesten vertreten, wie die zahlreichen Fahnenbänder und Abzeichen aus dieser Zeit beweisen. Die politischen Verhältnisse haben den Turnbetrieb ab 1934 massiv erschwert und eingeschränkt und dieser kam schlussendlich während der Kriegszeit gänzlich zum Erliegen.
An ein Aufsperren nach dem 2. Weltkrieg war vorerst nicht zu denken, zahlreiche Mitglieder und Funktionäre waren politisch belastet und die Besatzungsmacht hätte der Reaktivierung nicht zugestimmt. Unter dem Dach des Sportclub Golling haben sich aber viele alte Turner wiedergefunden.
Erst 1962 wurde die Wiedergründung des Turnvereines angegangen. Das Proponentenkomitee bestand aus Dkfm. Anton Schwarzmayr, Rudolf Landegger sen, Hans Prötzner, Mag. Gottfried Berger und Georg Stadlmann. Bei der Gründungsversammlung am 4. Mai 1962 im GH Voggenhuber, bei der immerhin 50 Turner anwesend waren, wurde Dkfm. Schwarzmayr zum Obmann gewählt. Zeitgleich mit der Wiedergründung erfolgte der Beitritt zum nunmehrigen Österreichischen Turnerbund (ÖTB).

Regen Vereinsbetrieb kennzeichneten diese Jahre. Vom Turnerkränzchen, Teilnahme am Zistel-Bergturnfest bis zur Ausrichtung der Volksmärsche. Ebenso hat sich der Turnverein an der Errichtung der Langlaufloipe im Bluntautal löblich hervorgetan.

Nach dem frühen Tod von Dkfm. Schwarzmayr folgte als Obmann  Mag. Gottfried Berger. Ab 1972 übernahm Manfred Gründl, heute Ehrenobmann,  die Leitung des Vereines und übergab diese 1989 an Mag. Klaus Lienbacher. 2001 übernahm die Obmannschaft Reinhard Rebhandl und übergab diese 2013 an Dr. Harald Rumpler. Seit 2018 ist Dr. Günter Waldl Obmann.